Zu meiner kleinen Reise Bucketlist gehörte schon lange ein Besuch der Geierlay Hängebrücke im Hunsrück. Einige Jahre durfte sie sich sogar die längste Hängebrücke Deutschlands nennen. Eine der schönsten bleibt sie aber nach wie vor. Ca 90m über dem Tal spannt sich die atemberaubende Seilkonstruktion von einer Gemeinde zur nächsten und ist damit für Besucher mit Höhenangst denkbar ungeeignet. Meinen Mann z.B. würde ich hier nie drüber bekommen. Er hat nämlich Höhenangst. Und so habe ich im vergangenen November mal wieder die Wettervorhersage beobachtet und meine Kamera eingepackt, um in aller Herrgottsfrühe loszufahren. Während der Corona Pandemie war die Brücke zeitweise komplett geschlossen oder aber nur als Einbahnstraße zugänglich. Da die Hängeseilbrücke inzwischen zu einem Touristenmagnet geworden ist und es zu den Stoßzeiten wirklich voll werden kann, hatte ich meinen Ausflug die letzten Jahre häufiger verschoben.


Seit April 2022 ist die Brücke nun wieder zu jeder Zeit und in alle Richtungen begehbar. Das wollte ich ausnutzen, aber wie so oft die Besuchermassen vermeiden. Den Blick von der Brücke ins Tal wollte ich in Ruhe und ohne Gedränge genießen. Der Holzsteg ist schmal. Da ist entspanntes Stehenbleiben, fotografieren und genießen normalerweise eher ungünstig. Außerdem wackelt die Brücke mit zunehmender Personenzahl natürlich extrem. An jenem frostigen Morgen fuhr ich daher schon gegen 6 Uhr los. Mit Fahrzeit, Parkplatzsuche und zur Brücke wandern hatte ich mir ca 8.30 Uhr spätestens als Ankunftsziel gesetzt. Mein Plan ging auf und so stand ich schon kurz nach 8 Uhr, als die Sonne so langsam über die Hügel kroch, an der Brücke. Bis auf 2 Frühaufsteher war noch nichts los. Jeder hat jeden in Ruhe Fotos machen und die herrliche Stimmung erleben lassen.

Die Sonne über dem Tal mit den noch bunten Bäumen aufgehen zu sehen war einfach wunderschön. Genau so hatte ich mir meinen Besuch der Brücke vorgestellt. Wie ich oben schon kurz erwähnt habe, ist die Brücke von 2 Orten aus zugänglich. Ich habe mich für den Ort Mörsbach entschieden. Hier gibt es mehrere, große kostenpflichtige (teilweise bis zu 4 Euro/Stunde) Parkplätze von denen man maximal 30 Minuten zur Brücke wandern muss. Hier gibt es auch Toiletten. Da ich ja so früh unterwegs war, konnte ich aber noch im Ort auf einem der wenigen kostenlosen Parkplätze ohne Zeitbegrenzung stehen. Für mich war das ideal, da ich über die Brücke laufen und einer Rundwanderung zurück bis zum Start folgen wollte. Somit konnte ich mir ganz viel Zeit zum Fotografieren der Brücke von allen Seiten nehmen.

Da meine Fahrzeit an diesem Tag ca 1.45h pro Strecke betrug und ich nach dem Besuch der Geierlay Hängeseilbrücke ja gefühlt noch den ganzen Tag Zeit hatte, wollte ich Rheinland-Pfalz nicht direkt wieder verlassen. Das schöne Wetter wollte ich noch für einen kleinen Abstecher an die nahegelegene Mosel nutzen. Nur ungefähr 20 Minuten mit dem Auto entfernt liegt der kleine Weinort Beilstein unmittelbar am Ufer der Mosel. Entlang dieser gibt es unzählige pittoreske Ortschaften, die mit gutem Essen und hervorragendem Wein locken. In Beilstein jedoch hatte ich früher noch nie Halt gemacht und so sollte das „Dornröschen der Mosel“, wie Beilstein auch liebevoll genannt wird, mein Tagesziel sein.

Blick von Beilstein auf das gegenüberliegende Moselufer
Die Klostertreppe von Beilstein diente früher als Filmkulisse, und so stieg schon lange vor mir z.B. Heinz Rühmann, dessen Filme ich in meiner Jugend geliebt habe, diese Treppe hinauf.


Klostertreppe
Während sich im Sommer die Menschenmassen durch das Dorf schieben, waren im November natürlich kaum Besucher anzutreffen. Beilstein lag quasi schon fast im Winterschlaf. Die meisten Restaurants und Cafés waren zu diesem Zeitpunkt geschlossen. Wen das wie mich nur wenig stört, der ist auf seinem Rundgang durch das Dorf nahezu alleine unterwegs.



Die Aussicht von der Burgruine Metternich auf die Moselschleife und die noch farbenfrohen Weinberge wurde an diesem Tag zwar von ein paar Wolken getrübt, war für mich deshalb aber nicht weniger schön.

Circa 4h Fahrzeit hatte ich an jenem Tag im November zurückgelegt. Einmal mehr ist mir bewusst geworden, wie schön Deutschland ist. Auch wenn es manchmal etwas Aufwand und Überwindung kostet, diese Schönheit zu entdecken.

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