Las Vegas Layover

Nach 3 Jahren Pause hatte ich im Mai dieses Jahres endlich wieder die Möglichkeit nach Las Vegas zu fliegen. Seit Covid ist das Reisejahr 2023 nun wieder vollgepackt und abwechslungseich. In 27 Jahren als Flugbegleiterin habe ich in der Umgebung schon viele Exkursionen unternommen und unglaublich schöne Landschaften erkundet. Für diesen langersehnten Aufenthalt (Layover) in Las Vegas wollte ich etwas für mich Neues entdecken. Nördlich von Las Vegas war ich bisher noch nie unterwegs. Also habe ich nach Sehenswertem im Norden der Entertainment Oase mitten in der Wüste Nevadas recherchiert. 2 Tage hatte ich zur Verfügung, um 1-2 Tagestouren zu unternehmen.

Etwa 3 Stunden nördlich der Stadt, an der Grenze zum Bundesstaat Utah, liegt der Cathedral Gorge State Park. Die orangeroten Felsformationen erinnern an den Bryce Canyon National Park in Utah oder das Valley of Fire in der Nähe von Las Vegas. Das Besondere am Cathedral Gorge State Park ist aber sein geringer Bekanntheitsgrad. Während die meisten National Parks mit ähnlicher Landschaft hier im Südwesten der USA von Besuchern stark frequentiert werden, liegt dieser kleine State Park noch im Dornröschenschlaf. Es mag an der Abgeschiedenheit liegen, denn drumherum ist gefühlt wirklich nichts.

Las Vegas benutze ich immer gerne als Basis für meine Erkundungstouren, auf denen die Kamera nie fehlen darf. Und da ich aufgrund von 9 Stunden Zeitverschiebung zu Deutschland regelmäßig mitten in der Nacht wach bin, wollte ich mich schon im Dunkeln aufmachen. Um 4 Uhr morgens saß ich also an Tag 1 meines Layovers im Auto und steuerte Richtung Einsamkeit. Jedes Mal wenn ich Las Vegas mit dem Auto verlasse oder zurückkehre, bin ich von diesem krassen Unterschied fast gerührt. Einerseits gibt es diese laute, in der Nacht hell erleuchtete Partymeile mitten im Nirgendwo, andererseits fühlt man sich nur wenige Kilometer außerhalb… im Nirgendwo. Für mich ist das perfekt. Ich liebe zwar das Gewusel von Großstädten oder eben von Las Vegas, fühle mich in der Natur aber deutlich wohler.

Nicht ganz pünktlich zum Sonnenaufgang, aber noch immer zeitig genug, um einen wunderbaren Sonnenstern zu fotografieren, war ich im State Park angekommen. Der Tag war noch jung, ich aber schon ganz schön happy. Ich liebe Sonnenaufgänge. Das Licht ist noch weich und wirft mitunter interessante Schatten. Für Fotografen ist das neben den Sonnenuntergängen vermutlich die schönste Tageszeit. Außerdem sind um diese Uhrzeit nur wenige Menschen unterwegs, sodass man in Ruhe fotografieren und genießen kann. Wobei genießen hier im Cathedral Gorge State Park gar nicht so unwichtig ist. Er liegt auf 1500m über dem Meer. Und schon im Mai sind die Temperaturen im Gegensatz zum tiefer gelegenen Las Vegas spürbar angenehmer.

Für viele State Parks der USA wird eine kleine „Nutzungsgebühr“ fällig. Während man früher die gewünschten 5 oder 10 Dollar einfach in einem Umschlag in eine kleine Box geworfen hat, ist inzwischen Vieles automatisiert. Auch wenn hier nie wirklich ein Ranger patroulliert und die Tickets überprüft, sollte man so fair sein und die Gebühr entrichten. Der Ausdruck wird dann einfach sichtbar an die Windschutzscheibe gelegt. Der Park ist klein, hat aber 2 Eingänge, von deren Parkplätzen aus man mühelos durch die Schlucht hin und her wandern kann.

Die Felsformationen erinnern an eine Mondlandschaft und könnten durchaus als Filmkulisse dienen.

Mondlandung

Allen Besuchern des Südwestens der USA, die in der Gegend sind, kann ich diesen State Park nur empfehlen. Hier findet man das Bryce Canyon NP Gefühl ohne die Menschenmassen eben dieses populären National Parks. Für alle Anderen könnte die Anreise jedoch etwas weit sein. Denn viel Sehenswertes entlang der Strecke gibt es nicht wirklich. Wer so wie ich aber einfach den Weg genießen kann oder ein Ausflugsziel sucht, das bisher noch als Geheimtipp gilt, macht Euch auf den Weg.

Um ehrlich zu sein hatte ich während meiner Recherche zum Cathedral Gorge State Park überlegt, in der Nähe zu übernachten. Da der Tag mit mindestens 6 Stunden Fahrzeit plus wandern plus Essenspause doch etwas lang geplant war, war ich auf der Suche nach einer Übernachtungsgelegenheit. Fehlanzeige. Nur knapp 3 Autostunden nördlich von Las Vegas leben vermutlich mehr Klapperschlangen als Menschen in der Wüste. Und so gab es weder Motel noch Restaurant, in das ich gerne eingekehrt wäre. Als erfahrene Reisende rüste ich mich für eben solche Fälle immer schon vor verlassen der Zivilisation im Supermarkt aus. Die Gallone Wasser im Auto ist fast obligatorisch und in der Wüste vielleicht sogar das wichtigste Lebensmittel überhaupt.

Entlang der Route hatte ich naiverweise gedacht an einer der bekannten amerikanischen Kaffeeketten auf einen Kaffee einkehren zu können. Schließlich war ich ja schon lange auf den Beinen und hatte mich auf eine Koffeinpause gefreut. Da der Highway aber nur einer Landstraße glich, war auch das Fehlanzeige. Kurz vor dem State Park hatte ich jedoch zu meiner Überraschung diesen kleinen Foodtruck passiert. Früh morgens war der noch geschlossen. Nach meiner Wanderung und einigen Fotostopps später hatte ich mich dann aber riesig auf eine Kaffeepause gefreut.

Wenn der Weg manchmal weit und einsam ist, wird man mitten in der Wüste doch tatsächlich mit einem hervorragenden Cappuccino aus einer Siebdruck Kaffeemaschine überrascht. Herrlich; ich liebe solche Momente.

Ich bin nicht sicher ob hier vor der Covid Pandemie jemals der Bär gesteppt hatte. Ich mag es durchaus ruhig und auch einsam. Etwas Zivilisation ist dann aber doch nicht schlecht. Und so habe ich den Rückweg nach Las Vegas angetreten. Hier wartete schließlich mein schönes Hotelzimmer des Crewhotels. Mit Essen zum Mitnehmen habe ich es mir dann glücklich erschöpft auf dem Bett gemütlich gemacht…und mir eine Route für Tag 2 überlegt.

Für den zweiten und letzten Tag meines beruflichen Aufenthalts in Las Vegas hatte ich mich schlussendlich für eine Fahrt ins Death Valley, das Tal des Todes, entschieden. 2 Mal hatte ich diesen National Park in Kalifornien schon auf vorangegangenen Aufenthalten in der Entertainment Metropole Las Vegas besucht. Da diese Besuche aber schon lange zurückliegen, wollte ich mir einen aktuellen Eindruck verschaffen. Circa 2 Autostunden westlich von Las Vegas befindet sich mit dem Death Valley der heißeste und tiefste Punkt des amerikanischen Kontinents. 86m unter dem Meeresspiegel gelegen, wird es hier in den Sommermonaten durchaus bis zu 50 Grad heiß. Ein großer Wasservorrat im Auto sowie eine Kopfbedeckung sind bei diesen Temperaturen unerlässlich.

Im Mai war es schon vor 12 Uhr 35 Grad heiß.

Hier am tiefsten, heißesten und trockensten Punkt Nordamerikas kann man zwar nicht über Wasser gehen, aber wenigstens auf Salz.

Für mich war es jedenfalls wieder ein besonderes Gefühl an diesem Ort zu sein.

Fährt man durch den National Park, kommt man unweigerlich an den Mesquite Sand Dunes vorbei. Vor der beeindruckenden Felsenlandschaft stechen diese goldgelben Sandünen definitiv ins Auge. Es ist erlaubt, die Dünen zu erklimmen und herumzulaufen. Bei 40 Grad kurz nach Mittag war mir der Aufstieg aber zu anstrengend. Nur gucken ist ja manchmal auch ganz schön.

Bei all der Trockenheit im National Park sind die unterschiedlichen Farben der Felsformationen zumindest für mich ein Fest für die Augen. Was die Natur hier vor Jahrmillionen geschaffen hat, ist atemberaubend.

Die Kosten für den National Park liegen übrigens bei 30 US Dollar. Mit seinem Ticket kann man dann innerhalb von 7 Tagen rein- und rausfahren. Was sich besonders anbietet, wenn man genug Zeit und Lust mitbringt, um zum Beispiel zu verschiedenen Tageszeiten zu fotografieren. Der Ticketkauf im Death Valley verläuft einfach und problemlos. Inzwischen kann man das Ticket auch hier an Automaten per Kreditkarte erwerben. Wer sich jedoch länger in den USA aufhält und mehrere National Parks besuchen möchte, dem empfehle ich die Jahreskarte. Da der Zugang zu den Parks zwischen 20 und 50 Dollar pro NP liegt, ist die Gebühr von 80 Dollar für 12 Monate für alle Parks wirklich eine gute Investition. Um so einen Jahrespass zu kaufen, muss man allerdings das Besucherzentrum aufsuchen. Hier erhält man dann eine Art Chipkarte sowie eine Übersichtskarte des Parks. Besucht man in Zukunft weitere Parks, die noch nicht automatisiert sind, zeigt man einfach seinen unterschriebenen Annual Pass (Jahreskarte) inklusive Ausweis dem Ranger. Die Karte ist nicht übertragbar. Gibt es aber nur noch Automaten für den Ticketkauf, muss man kurz zum Besucherzentrum und sich einen Zettel für die Windschutzscheibe abholen.

Da ich in den nächsten Wochen und Monaten noch weitere National Parks innerhalb der USA besuchen möchte, fiel meine Entscheidung mal wieder auf einen Jahrespass. Und irgendwie sieht diese Chipkarte ja auch ganz schön aus. Sie erinnert mich an Vergangenes, aber auch an noch bevorstehende Reisepläne. 2 aktive Tage lagen nun wieder hinter mir. Den Rückflug von Las Vegas nach Frankfurt habe ich am nächsten Tag mit schönen Bildern nicht nur auf der Speicherkarte meiner Kamera sondern auch mit schönen Bildern und Erlebnissen im Kopf angetreten.

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